Deutschland trifft am Freitag auf die Türkei. Es geht in der EM-Qualifikation um drei Punkte. Aber nicht nur dieser sportliche Wert spielt eine Rolle.
Mesut Özil ist in den vergangenen Tagen ein gefragter Mann. Das ist sicherlich nichts ungewöhnliches, schließlich spielt er bei Real Madrid und ist mit seinen erst 21 Jahren schon ziemlich weit gekommen in der Fußball-Welt.
Gefragt war aber nicht aufgrund dieser bisher beeindruckenden Karriere. Es geht um das EM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen die Türkei am Freitag im Berliner Olympiastadion. Özil tritt mit der deutschen Nationalmannschaft gegen das Heimatland seiner Eltern an. Er selbst wurde in Gelsenkirchen geboren, ist dort aufgewachsen und spielte lange bei Schalke 04, Werder Bremen und seit dieser Saison eben bei Real.
Bevor er allerdings seine noch junge Karriere in der Nationalmannschaft begonnen hat (bisher 17 Einsätze/2 Tore), stand er vor der Entscheidung: deutsches oder türkisches Team.
Özil entschied sich für Deutschland, weil er sich mit dem Land verbunden fühlt, wie er sagte.
Sahin für die Türkei
Andere, wie Nuri Sahin, mit 22 Jahren Özils Generation, gingen den anderen Weg und werden Freitag gegen ihn antreten. Sahin wurde in Lüdenscheid geboren, spielte allerdings nie für eine deutsche Auswahlmannschaft. Für ihn war es zwischenzeitlich auch ein Thema, für Deutschland zu spielen, die Verantwortlichen der türkischen Nationalmannschaft bemühten sich am Ende aber schließlich mehr um das Talent.
Sahin und Özil zeigen aber, dass es mittlerweile ein offeneres Thema ist, für welche Nationalmannschaften sich die Spieler, in diesem Fall mit türkischen Wurzeln, entscheiden. Vor Jahren noch, haben die Altintop-Brüder keinen Zweifel daran gelassen, dass sie nur für die Türkei spielen wollen. Viele andere ihrer Kollegen wurden in Deutschland geboren, spielten aber trotzdem lieber für die Türkei.
Dritte Generation
Die dritte Generation ist sich bei dieser Entscheidung nicht mehr so sicher. Ein Grund, sich für die deutsche Nationalmannschaft zu entscheiden, ist sicherlich auch eine positive Entwicklung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Dort haben die Verantwortlichen allerdings erst relativ spät erkannt, dass Integration auch in der Nationalmannschaft eine übergeordnete Rolle spielen sollte. Mittlerweile haben viele aktuelle Nationalspieler wie Klose, Podolski, Tasci, Aogo und Gomez ihre Wurzeln nicht in Deutschland. Sie repräsentieren einen offenen Verband, der sich für Integration und Zusammenleben einsetzt.
Auswärtsspiel für deutsche Nationalmannschaft?
In Berlin wird es beim Länderspiel wohl auch eine ganz spezielle Stimmung gehen. In Berlin leben bekanntermaßen enorm viele Türken, die ihre Mannschaft mit Leidenschaft und Euphorie anfeuern werden. Da kann es für Deutschland schnell mal zu einem Auswärtsspiel werden, wie zuletzt in München.
Letztes Duell gewann Deutschland
Der letzte Vergleich zwischen beiden Mannschaften liegt etwa zwei Jahre zurück, als Deutschland sich im EM-Halbfinale knapp mit 3:2 durchsetzte und dann im Finale Spanien 0:1 unterlag.
Am Freitag wird eins sicherlich garantiert sein: Die Stimmung ist wohl nur mit einem Pokalendspiel vergleichbar. Der Ausgang ist allerdings aufgrund der besonderen Brisanz offen. Es ist wie bei einem Derby.
Manuel Holscher 