Neuer geht – die Tränen kommen

Stanislawski zuletzt – jetzt Manuel Neuer. Identifikationsfiguren ihrer Vereine verlassen eben jene. Nach den vielen Trainerwechseln innerhalb weniger Tage häufen sich somit die emotionalen Abschieden.

Wobei schon im Falle von Stanislawski fraglich ist, ob der Schritt Hoffenheim richtig ist. Schließlich wechselt er zu einem Verein, der so gar nicht in die Reihe des FC St. Pauli passt. Anzüge statt Totenköpfe – Sekt statt Bier. Ob er sich dort wohlfühlen wird ist fraglich.

Sicherlich lockt neben allem sportlichen Reiz auch die finanzielle Komponente, die in der Bundesliga immer wichtiger wird. Ich bin gespannt, ob sich diese beiden Wechsel in Zukunft als richtig erweisen werden.

Derby-Tage in der Bundesliga

Schalke gegen Dortmund, Hertha beim 1. FC Union, Wolfsburg gegen Hannover und St. Pauli gegen den HSV – das bevorstehende Wochenende verspricht eine besondere Atmosphäre. Es ist Derbyzeit in der Fußball-Bundesliga. Die Fragen rund um das Spiel zielen bei vielen Reportern auf die Konstellation und den Derby-Charakter.

Die Beteiligten versuchen so gut wie es geht, die Bedeutung herunterzuspielen. Sätze wie „Es geht nur um drei Punkte“ und „Es ist ein normales Spiel“ fallen in diesen Tagen immer wieder. Und doch. Mit Anpfiff der Partie wird deutlich, was ein Derby ausmacht. In der Regel ist das Stadion nicht nur ausverkauft, es „brodelt“, die Emotionen sind fast greifbar. Die Spannung ist größer als sonst. Beim Eishockey würden Experten von der berühmten Play-off-Stimmung sprechen. Es kommt diesem Zustand der besonderen Partie sicherlich sehr nah.

Ein Derby-Sieg wird schließlich über Monate, wenn nicht sogar jahrelang in Erinnerung bleiben. Ein mieser Saisonstart kann vergessen werden, wenn beim Derby das Ergebnis stimmt. Diese Hoffnung hat wohl vor allem der FC Schalke 04. Nach vier Niederlagen aus vier Pflichtspielen gilt es, das Derby gegen Dortmund unter allen Umständen zu gewinnen. Bei einer Niederlage droht Trainer Felix Magath ein sehr unangenehmer Herbst. Deshalb wird Schalke wohl knapp gewinnen.

Auch in Hamburg hängt viel vom Duell groß gegen klein und Etablierte gegen Neuling ab. St. Pauli rechnet sich gerade in diesem Stadtduell viel aus. Für den HSV ist aber vor allem wichtig, Anschluss an die Tabellenspitze zu halten. Ausgang offen, mit leichten Vorteilen für den HSV.

In Berlin muss Union erst noch den schwachen Start verdauen. Das Derby gegen Hertha kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Hertha ist gut gestartet und kann voller Selbstvertrauen an die Alte Försterei reisen. Tendenz: Auswärtssieg Hertha.

Völlig verkehrte Vorzeichen gibt es beim Nordderby Wolfsburg gegen Hannover. Die Gäste galten als ständiger Tabellenletzter, haben aber einen überraschend guten Start hingelegt. Wolfsburg hinkt dagegen den Erwartungen hinterher und steht schon jetzt unter Druck. Nach unglaublich hohen Ausgaben muss jetzt Leistung auf dem Platz gezeigt werden. Tendenz: Wolfsburg gewinnt.

Die Überraschung: Es gibt kaum Überraschungen

Der DFB-Pokal war früher dafür berühmt, dass sich kleine Vereine gegen die großen Favoriten durchgesetzt haben. Manchmal kamen „die Kleinen“ sogar bis ins Finale. Die Hertha-Amateure, Energie Cottbus, Aachen und Essen. Es gab viele Mannschaften, die die Fußball-Welt eine Saison lang auf den Kopf gestellt haben. Im vergangenen Jahr war es der VfL Osnabrück, der immer wieder für überraschende Ergebnisse sorgte.

Doch Osnabrück war schon eine Ausnahme. Der Überraschungs-Effekt im Pokal ist geringer geworden. Die Favoriten stürzen seltener und Finalpaarungen wie Werder gegen Leverkusen und Bayern sind eher die Regel.

Diese Sensationsarmut hat mehrere Gründe. Zum einen ist der sportliche Unterschied von der Bundesliga zu den Amateurligen Jahr für Jahr größer geworden. Außerdem nehmen die Profis die Gegner ernster, sie haben keine Lust mehr, nach einer Blamage aufgezogen zu werden.

Der wohl gewichtigste Grund ist aber, dass der DFB-Pokal nicht mehr als Nebenwettbewerb wahrgenommen wird. Warum ist das so? Weil seit ein paar Jahren richtig viel Geld zu verdient werden kann. Millionen sind im Umlauf, der Pokalsieger kann nicht nur international spielen, sondern sich auch über knapp sechs Millionen Euro Einnahmen freuen.

Kleinere Profiklubs sanieren sich durch ein paar Pokalrunden, größere Klubs freuen sich über die üppigen Prämien. Die Trainer sind angehalten, immer die beste Mannschaft auflaufen zu lassen. Es geht einfach um mehr (Geld).

Umso mehr sehnen sich die Fans deshalb wohl trotzdem nach der Sensation. So wie beim 1:0 des Chemnitzer FC gegen St. Pauli. Momentan versucht Elversberg, es den Chemnitzern nachzumachen und Hannover rauszuwerfen. Im Sinne der Pokaltradition wäre es schön, wenn der Underdog den klassischen Vergleich immer mal wieder für sich entscheidet.